Mit der Feierstunde im Hansasaal des Rathauses geht für die Kölner Dombauhütte das Jubiläumsjahr 2024 zu Ende, das am 15. Juni mit der Eröffnung einer gemeinsamen Ausstellung von Dombauhütte und Domforum im Foyer des Domforums begonnen hatte.
In ihrer Ansprache dankte Oberbürgermeisterin Henriette Reker der Dombauhütte für Ihre Arbeit: »Der Dom war und ist Sinnbild für die Hoffnung – etwa als er in der Nachkriegszeit aus der Trümmerlandschaft ragte. Er steht für die Ausdauer der Kölnerinnen und Kölner, die Jahrhunderte auf seine Vollendung warteten. Und er ist nicht zuletzt der Seelenort der Kölschen. Ich danke den Mitarbeitenden der Dombauhütte dafür, dass Sie sich um Pflege, Erhalt und Erneuerung unseres Doms kümmern!«
Dombaumeister Peter Füssenich dankte für die große Ehrung. »Es dürfte weltweit wenige Bauten, geben, mit denen sich die Bürgerinnen und Bürger ihrer Stadt so sehr identifizieren wie die Kölner mit ihrem Dom. Deswegen freuen wir uns ganz besonders darüber, dass die Stadt Köln heute die Institution ins Rathaus eingeladen hat, die seit ziemlich exakt 200 Jahren dafür sorgt, dass das Kölner Wahrzeichen und Weltkulturerbe Kölner Dom der Nachwelt erhalten bleibt.« Er erinnerte ferner an Sulpiz Boisserée, der im 19. Jahrhundert nicht nur erfolgreich für die Vollendung des Domes warb, sondern auch als erster für die Wiederbegründung der Kölner Dombauhütte eintrat – eine Idee, die später vom preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel aufgegriffen und auf dessen Drängen in die Tat umgesetzt wurde. Ohne das Engagement Boisserées und Schinkels wäre der Dom nicht nur unvollendet geblieben, sondern vielleicht sogar dem vollständigen Verfall anheimgefallen. Abschließend drückte der Dombaumeister seinen Wunsch nach einer würdigen und gepflegten Gestaltung auch des Domumfeldes aus.
Zum Jubiläum der Dombauhütte
Die Kölner Dombauhütte geht letztlich auf eine Institution zurück, die im Jahr 1248 mit dem Bau des heutigen hochgotischen Domes begann. Auch nach der Einstellung der Bauarbeiten bald nach 1520 existierte zumindest die für die Finanzierung und Organisation des Dombaus zuständige Domfabrik fort, um auch in den folgenden Jahrhunderten Reparaturmaßnahmen am Bau zu koordinieren.
Die Zeit um 1800 brachte nicht nur die Wiederentdeckung der Gotik als Baustil, sondern war zugleich auch eine Zeit größter Gefährdung für den Dom. Zwei Jahre nach der Besetzung der Stadt durch französische Revolutionstruppen 1794 wurde der Dom für Gottesdienste geschlossen und diente in der Folgezeit als Korn- und Futtermagazin sowie zeitweise als Kriegsgefangenenlager. Vor allem aber wurden alle Instandhaltungsarbeiten eingestellt, was im Lauf der folgenden Jahrzehnte zu einem massiven Verfall des kolossalen Bauwerks führte.
Ab 1808 war es vor allem der Kölner Kaufmannssohn Sulpiz Boisserée, der sich den Erhalt und die Vollendung des Kölner Domes zur Lebensaufgabe machte. Durch die Herausgabe eines großen Kupferstichwerkes zum Dom, vor allem aber auch durch seine zahlreichen Kontakte zu den politischen und geistigen Größen seiner Zeit, gelang es ihm in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich für sein Projekt zu werben. Er war es auch, der 1812 als erster die Idee einer Wiedereinrichtung einer festen Dombauhütte in Köln formulierte. Boisserée kann somit als geistiger Vater der heutigen Kölner Dombauhütte gelten.
Die Gründung der Dombauhütte war ein langwieriger Prozess, der nicht zuletzt durch den preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel vorangetrieben wurde. In seinem Baugutachten von 1816 wies er auf den erschreckenden Zustand insbesondere der Dächer und des Chorstrebewerks hin und empfahl ebenfalls die Einrichtung einer festen Bauhütte.
Erst sechs Jahre später, im Dezember 1822, wurde der Bauinspektor Friedrich Adolf Ahlert, der bereits drei Jahre zuvor mit einem Gutachten und Kostenvoranschlag für notwendige Erhaltungsmaßnahmen am Dom beauftragt worden war, von allen anderen Aufgaben entpflichtet und gänzlich mit der Vorbereitung der Restaurierungsarbeiten am Dom betraut.
Damit war ein erster Schritt zur Gründung einer Bauhütte vollzogen. Die Einrichtung der Bauhütte selbst war ein schleichender Prozess. Erste Restaurierungsarbeiten begannen noch im Winter 1822/23. Diese wurden zunächst von selbstständigen Unternehmen durchgeführt. Auch wenn sich formal daran in den kommenden Jahren nichts änderte, bildete sich dennoch bald ein fester Stamm an Mitarbeitern heraus, die ausschließlich für den Dombau tätig waren.
Im Sommer 1824 verdichtete sich dieser Prozess. So datiert der früheste Eintrag in der Stammrolle der Steinmetzen, in der im 19. und frühen 20. Jahrhundert alle am Dombau beschäftigten Steinmetzen registriert wurden, vom 15. Juni 1824. Er nennt den Kölner Steinmetzen Peter Sturm. Am 2. August 1824 wurde auf der Westseite des Domes eine feste Werkstatt für die Steinmetzen der Bauhütte eingerichtet, womit die Dombauhütte auch baulich ins Leben gerufen war.