Baptisterium

1866 wurden östlich des Domchores die Überreste eines frühchristlichen Baptisteriums des frühen 6. Jahrhunderts entdeckt, dessen Taufbecken (Piscina) der damalige Dombaumeister Richard Voigtel  durch einen zu großen Teilen bis heute erhaltenen Schutzbau überbauen ließ. Er gehört zu den ältesten archäologischen Schutzbauten Deutschlands.

Ursprünglich hat die Ziegelumbauung das Baptisterium vollständig umschlossen und ist erst bei der Umgestaltung der Domplatte, Ende der 1960er-Jahre, durch Öffnung der Ostseite zugänglich gemacht worden. Seit 2016 präsentiert sich das einzigartige Zeugnis frühen Christentums im Rheinland in einer neu gestalteteten Umgebung nach Entwürfen von Allmann Sattler Wappner Architekten. Neben einem großzügigen neuen Vorraum für die Piscina sind zwei große Schaudepots entstanden, deren Ausstellungen über die Ausgrabungen unter dem Dom und über die Arbeiten der Dombauhütte informieren.

Piscina

Das große achtseitige Becken, die Piscina, bildete den zentralen Punkt der Taufkirche. Seine charakteristische Form mit den ausschwingenden Seitenwänden macht es möglich, die Anlage dem 5./6. Jahrhundert zuzuweisen. Entscheidend für die Deutung als christliche Taufanlage sind die innen liegenden Stufen rechts und links. Sie ermöglichten es, das Becken von einer zur anderen Seite zu durchschreiten. In der Mitte stehend wurden die Täuflinge mit Wasser übergossen, daher ist die Innenseite des Beckens mit einem wasserfesten Mörtel versehen. Zudem war das Mauerwerk wohl mit kostbaren Materialen, vermutlich Marmorplatten, verkleidet und teilweise in den Kirchenboden eingelassen. Dies verdeutlicht auch der Wasserabfluss unten rechts, der bereits im Fundamentbereich liegt.

 

Achtseitige Piscina des frühmittelalterlichen Baptisteriums.

Über den hervorspringenden Ecken standen wohl ursprünglich Säulen eines Baldachins, zwischen denen als Sichtschutz Vorhänge befestigt werden konnten. Der Baldachinaufbau konnte vermutlich zugleich auch zur Anbringung der Beleuchtung und eventuell eines Gießgefäßes verwendet werden.

Der Estrich unterhalb des Beckens gehört zu einer ebenfalls achteckigen Vorgängeranlage, die noch aus römischem Zusammenhang stammt. Ob auch diese bereits im Rahmen des christlichen Taufritus genutzt wurde, ist heute nicht mehr feststellbar.

Baptisterium

Von der das Taufbecken umgebenden Architektur, dem Baptisterium, sind heute keine Spuren mehr zu sehen, doch konnten sie bei verschiedenen Untersuchungen dokumentiert werden. Es handelte sich um ein relativ kleines, einzig dem Zweck der Taufe dienendes Gebäude mit kreuzförmigem Grundriss, das inmitten der römisch-frühmittelalterlichen Wohnbebauung lag. Die im Norden und Süden anschließenden Querarme dienten mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Vorbereitung der Taufe, zum Ablegen der Gewänder und zum Anziehen des Taufgewandes. 

Wohl mit dem Bau des Alten Domes um 800 wurde das Baptisterium gänzlich aufgegeben. Der Bereich wurde in der Folgezeit als Friedhof genutzt.

Rekonstruktion des Innenraumes des frühchristlichen Baptisteriums und der Piscina.

Vorraum des Baptisteriums

Zwischen 2013 und 2016 wurde der gesamte Domsockel an der Ostseite des Chores durch das Münchener Architekturbüro Allmann Sattler Wappner Architekten neu gestaltet und ein großzügiger Vorraum für die frühchristliche Piscina geschaffen. Der die Krümmung des Domchores aufgreifende, mit Nagelfluh verkleidete Sockel nimmt sich gegenüber dem darüberstehenden Domchor betont zurück. Eine Rampentreppe führt von den Plätzen um den Dom unmittelbar zum breit angelegten Eingang des Baptisteriums, der durch ein bronzenes Ziergitter betont wird.

 

Neuer Vorraum des Baptisteriums nach Entwürfen von Allmann Sattler Wappner Architekten und Lichtinstallation »zwei, drei Szenen für das Baptisterium« von Mischa Kuball. Außenansicht bei Nacht.

Der  Vorraum ist betont schlicht gehalten und unmöbliert geblieben, um einerseits den Blick auf das Wesentliche zu lenken, andererseits aber auch vielseitig genutzt werden zu können. Die unteren zwei Drittel der Wände sind mit gefalzten Goldbronzeplatten verkleidet, deren Abstände zum Taufbecken hin enger werden. Sie sollen an die Vorhänge erinnern, die einst zwischen den Säulen des frühchristlichen Taufbeckens hingen. Die eingestreuten Steine des Terrazzofußbodens sind als Reminiszenz an Mosaike gedacht, mit denen das Baptisterium eventuell geschmückt war. Zur Stadt hin öffnet sich der Raum in einem großen Panoramafenster, durch welches, vor allem nach Einbruch der Dämmerung, das beleuchtete Baptisterium von außen zu sehen ist. Das Gitter aus Goldbronze greift in seiner Ornamentik den charakteristischen Grundriss des Taufbeckens auf.

Lichtinstallation

Wesentlicher Teil der Gestaltung ist die Lichtinstallation »zwei, drei Szenen für das Baptisterium« von Mischa Kuball, die sich automatisch abends mit der Dämmerung einschaltet. In zwei Szenen projiziert die in der Raummitte hängende, sich drehende, verspiegelte Lichtkugel den Grundriss des Baptisteriums auf Wände, Decke und Boden oder reflektiert die auf die Kugel projizierten griechischen Buchstaben A und Ω in den Raum. Die für Anfang und Ende stehenden Buchstaben sind ein altes Christussymbol. Bei der dritten Szene wird nur das Taufbecken angestrahlt. Bewusst durchdacht ist auch die Schattenwirkung des von innen angestrahlten Gitters, die den Grundriss des Taufbeckens in den öffentlichen Raum vor dem Baptisterium überträgt.

Das Baptisterium sowie das Areal der Kölner Domgrabung können im Rahmen geführter Rundgänge besichtigt werden. Informationen dazu finden Sie unter www.domfuehrungen-koeln.de.

Texte: Ruth Stinnesbeck & Matthias Deml