Glas

Der Dom hat einen umfangreichen Bestand historischer Glasmalereien, deren Entstehungszeit eine Spanne von über 700 Jahren umfasst. Das älteste Fenster, das sogenannte Ältere Bibelfenster, stammt aus den 1260er Jahren.

Bedeutend sind die monumentalen Königsfenster des Domchores aus der Zeit um 1300, einem der größten zusammenhängenden Bildzyklen der mittelalterlichen Glasmalerei. Weitere künstlerisch herausragende Domfenster entstammen dem frühen 16. und dem mittleren 19. Jahrhundert. Während die mittelalterlichen Fenster bereits zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ausgebaut wurden, ging ein Großteil der Glasmalereien des 19. Jahrhunderts durch Bombenangriffe verloren. Sie wurden in der Nachkriegszeit durch moderne Fenster ersetzt. Das jüngste Fenster des Domes ist das 2007 nach Entwürfen von Gerhard Richter geschaffene Südquerhausfenster.

Glaser gehören nicht zu den traditionellen Gewerken einer Bauhütte. In der Kölner Dombauhütte änderte sich dies 1953 mit der Einrichtung einer eigenen Glaswerkstatt. Deren Mitarbeiter – Restauratoren, Glasmaler, Kunstglaser – sind kontinuierlich mit der Erhaltung, Wiederherstellung und Wartung der Domfenster befasst.

Glasmalereirestauratoren

© Hohe Domkirche Köln, DBH, J. Rumbach

Aufgabe der Glasmalereirestauratoren ist die Konservierung der historischen Fenster. Unter Zuhilfenahme von Mikroskop und Lichtlupe entfernen sie behutsam Staub, Schmutz und mikrobielle Beläge von den empfindlichen Glasoberflächen, reduzieren feste Krusten, tragen gealterte Restaurierungsmaterialien ab, festigen fragile Malschichten und kleben Sprünge. Geschwächte und ausgebauchte Bleinetze werden stabilisiert und wieder ausgerichtet.

Restaurierungsmaßnahmen setzen eine sorgfältige Objektuntersuchung voraus, die zumeist durch naturwissenschaftliche Analysen unterstützt wird. Begleitend zu den Konservierungsarbeiten wird eine „Patientenakte“ geführt, in der die Maßnahmen umfassend dokumentiert und begründet werden.

Die wichtigste Erhaltungsmaßnahme für historische Glasmalereien ist eine Schutzverglasung. Sie wird anstelle der Originale in die Fensteröffnung eingebaut und übernimmt fortan die bautechnische Aufgabe als Klimascheide. Somit werden Regen, Winddruck, Luftschadstoffe und Schwitzwasser von den historischen Scheiben ferngehalten.

Glasmaler und Kunstglaser

Arbeitsschwerpunkt der Glasmaler und Kunstglaser ist die Rekonstruktion kriegszerstörter Fenster nach originalen Vorlagen. Sie ist bis heute nicht abgeschlossen. Zurzeit werden im Obergaden des südlichen Querschiffes Fenster des 19. Jahrhunderts wiederhergestellt, die der Kölner Maler Michael Welter und der Architekt Wilhelm Hoffmann in den 1860er-Jahren entworfen hatten. Während die figürlichen Darstellungen zum Teil rechtzeitig ausgebaut wurden, ging die darüberliegende Verglasung im Zweiten Weltkrieg verloren. Die im Dombauarchiv verwahrten Fensterentwürfe ermöglichen die Wiederherstellung der zerstörten Scheiben.

Herstellung einer traditionellen Glasmalerei

Die Zweitanfertigung der verlorenen Glasmalereien entspricht in allen Arbeitsschritten der sehr alten traditionellen Handwerkstechnik. An dem Glasbild mit der Taufe Christi aus dem Leben-Jesu-Fenster von Johannes Klein in der südlichen Turmhalle, lässt sich das anschaulich nachvollziehen: Anhand des Originalentwurfs wird zunächst der Bleiriss festgelegt, d. h. der Verlauf der Bleiruten, mit denen die einzelnen Glasstücke später zusammengefügt werden. Sodann wird der Bleiriss auf festen Karton übertragen, aus dem Schablonen für den Zuschnitt der Glasstücke ausgeschnitten werden. Die Gläser sind in der Regel durchgefärbt, doch gibt es auch Überfanggläser mit einer Kombination aus farblosem Trägerglas und einer dünnen Farbglasschicht. Diese kann in Stufen oder gänzlich abgeätzt werden, um hellere oder farblose Partien zu erzielen. Nach dem Zuschnitt der Gläser erfolgt die Bemalung mit Glasmalfarbe, dem sogenannten Schwarzlot. Zunächst werden Konturlinien gezogen. Dann werden dünne Überzüge aufgetragen. Durch stellenweises Entfernen oder Schraffieren werden aus den Überzügen "Lichter" herausgearbeitet, um eine plastisch wirkende Modellierung zu erzielen. Zusätzlich kann, hier bei den Heiligenscheinen von Jesus und Johannes, "Silbergelb" eingesetzt werden. Ist die malerische Gestaltung abgeschlossen, wird die Bemalung bei ca. 600°C im Brennofen eingebrannt, um sie fest mit dem Trägerglas zu verschmelzen. Dann werden die Glasstücke mit Bleiruten eingefasst und zur Bildkomposition zusammengefügt. An den Kreuzungspunkten werden sie miteinander verlötet. Abschließend wird elastischer Kitt unter die Bleie gestrichen, der das Bleinetz abdichtet und stabilisiert. Das Glasbild ist nun fertig für den Einbau.