Zwischen 1961 und 1973 war Bolg zunächst als Mitarbeiter des Kölner Goldschmieds Fritz Zehgruber und seit 1970 als verantwortlicher Restaurator mit der umfassenden Restaurierung des Dreikönigenschreines betraut. Anschließend übernahm er als Leiter der eigens eingerichteten Goldschmiedewerkstatt der Dombauhütte die restauratorische Betreuung des Domschatzes und der Silberkammer des Kölner Domes, aber auch weiterer Goldschmiedewerke in Kirchen des Erzbistums Köln. Er leitete die Werkstatt bis zu seiner Pensionierung zum Jahresende 2001. Peter Bolg, der in Fachkreisen als überaus geschätzte Koryphäe für die Restaurierung historischer Goldschmiedekunst bekannt war, wurde neben seiner Arbeit für den Dom und das Erzbistum auch weit über das Rentenalter hinaus mit der Restaurierung bedeutender Goldschmiedewerke in ganz Deutschland betraut und bis in seine letzten Lebensjahre als beratender Experte bei Restaurierungen und Untersuchungen von Goldschmiedekunst im In- und Ausland hinzugezogen.
Peter Bolg wurde am 1. April 1938 in Köln-Mülheim geboren. Bereits mit 15 Jahren trat er 1953 in die Werkstatt des Kölner Goldschmieds Fritz Zehgruber ein, wo er eine Ausbildung als klassischer Gold- und Silberschmied absolvierte. Ein seinen gesamten weiteren Lebensweg bestimmendes Ereignis war, dass dem bereits 73-jährigen Zehgruber 1961 die Restaurierung des Dreikönigenschreines übertragen wurde ‒ eine Maßnahme, die über eine reine Konservierung des Schreines weit hinausgehen sollte. Vielmehr war es das Ziel, den im 19. Jahrhundert verkürzten Schrein wieder auf die ursprünglichen Maße zu verlängern und die fehlenden Goldschmiedebeschläge in einer sich an die ursprünglichen Beschläge angleichenden Weise zu rekonstruieren. Von Anfang an war Zehgrubers Schüler wesentlich in die Arbeiten am Schrein eingebunden. 2002 beschrieb der langjährige Leiter des Dombauarchivs, Rolf Lauer, in seiner Laudatio auf Peter Bolg die besonderen Herausforderungen für den jungen Goldschmied: „Für einen Künstler war es sicher nicht ganz einfach, unter der Knute einer internationalen Wissenschaftlerkommission seine schöpferischen Fähigkeiten zu zügeln und sich ganz der Wiederherstellung eines über 700 Jahre alten Werkes zu widmen. Wer aber die Probestücke Peter Bolgs sieht, farbige Emailplatten und virtuose Treibarbeiten, erkennt, dass er hier seinen Weg gefunden hatte. Handwerkliche Perfektion und vollständige Einfühlung in die Kunst des großen Vorgängers machen es manchmal schwer, seine Werke von den originalen zu unterscheiden.“ Es gelang Bolg sogar den ehemaligen Leiter des Museums Schnütgen und ausgewiesenen Fachmann für mittelalterliche Goldschmiedekunst Hermann Schnitzler zu täuschen. Als er dem Kunsthistoriker ein Email des Schreines von Nikolaus von Verdun und seine Kopie vorzeigte, soll dieser Bolgs Nachbildung für das Original gehalten haben.
Als am 1. November 1975 die 1657/58 vom Goldschmied Christian Schweling geschaffene Prunkmonstranz aus der Domschatzkammer geraubt und anschließend nahezu vollständig zerstört wurde, wurde Peter Bolg mit der Rekonstruktion dieses einzigartigen Kunstwerkes betraut. Unter Verwendung der erhaltenen Fragmente gelang es ihm, die Monstranz zwischen 1978 und 1987 anhand von Farbfotografien und Fotogrammetrien von Neuem erstehen zu lassen.
Neben seinen Arbeiten für den Kölner Dom war Bolg unter anderem maßgeblich an der Restaurierung der Goldenen Madonna im Hildesheimer Domschatz (1972‒1975), des Borghorster Stiftskreuzes (1976), des sogenannten Barbarossakopfes in Cappenberg (1981), des Karls- und des Marienschreines in Aachen (1983‒2000), des Oswaldreliquiars in Hildesheim (1988‒1989), des Heribertschreines in Köln Deutz (1989‒1993), des Honoratusschreines in Siegburg (1994‒1998), des Annoschreines in Siegburg (1999) oder des Viktorschreines in Xanten (ab 2013), um nur einige der prominentesten Objekte zu nennen, beteiligt. Bolg war ferner Gründungsmitglied der 1982 eingerichteten Kölner Beraterkommission zur Sicherung und Konservierung der Reliquienschreine im Erzbistum Köln, der er bis 2015 angehörte.
Dass neben den vielfältigen restauratorischen Aufgaben auch Zeit für eigenständige Goldschmiedearbeiten Peter Bolgs blieb, hat eine kleine Ausstellung in der Kölner Domschatzkammer anschaulich gezeigt. Sie wurde anlässlich seiner Pensionierung Anfang 2002 in der Kölner Domschatzkammer präsentiert. Als Beispiel soll an dieser Stelle sein Meisterstück, eine 1963 gefertigte Monstranz genannt werden, die sich heute in der Domschatzkammer befindet.
Mit Peter Bolg ist ein geschätzter Fachmann mit einem schier unendlichen Wissensschatz von uns gegangen, aber auch ein bei allen, die ihn kannten, aufgrund seiner freundlichen, ruhigen und gelassenen Art sowie seines feinen Humors beliebter Kollege. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen.