Das Christusfenster im nördlichen Querhaus gehört nicht zum ursprünglichen Glasmalereibestand des Kölner Domes, sondern gelangte erst 1823 in die Kathedrale. An seiner heutigen Stelle befindet es sich seit 1870. Ursprünglich gehörten die Glasgemälde zu zwei verschiedenen Fensterzyklen, die um 1525 und 1562 entstanden sind. Ihre Herkunft ist nicht gesichert; wahrscheinlich stammen sie aber aus den Kreuzgängen der Kölner Klöster St. Apern und St. Cäcilien. Die Klöster waren im Zuge der Säkularisation um 1800 aufgelöst, die Kreuzgänge in Folgezeit abgebrochen worden.
In der Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte werden die Glasmalereien seit 2017 erstmals nach 70 Jahren wieder restauriert. Staub, Ruß und Schmutzkrusten werden unter Zuhilfenahme von Mikroskop und Lichtlupe behutsam entfernt. Sprünge im Glas werden geklebt. Einzelne Maßnahmen früherer Restaurierungen – wie Trockendoublierungen oder partiell aufgelötete dunkle Gläser von 1949 – werden rückgängig gemacht. Die Schutzverglasung des Fensters aus den 1970er Jahren wird durch eine neue Konstruktion aus Sicherheitsglas ersetzt. Mit der Restaurierung geht eine arbeitsbegleitende Dokumentation einher, in der der Bestand erfasst und alle Maßnahmen der Restaurierung dokumentiert wurden.
Mit der Konservierung und Restaurierung des Christusfensters wird nicht nur der materielle Fortbestand gesichert, auch die künstlerische Qualität der Gestaltung, die Lebendigkeit der Bilderzählung, die eindringliche Schilderung des Passionsgeschehens werden für den Betrachter wieder erfahrbar. Finanziert wurde die Restaurierungsmaßnahme durch die großzügige Unterstützung durch die KULTURSTIFTUNG KÖLNER DOM. Über 100 Stifter haben sich an der Wiederherstellung des Fensters beteiligt. Ihnen gebührt unser aufrichtiger Dank!
Die Ausstellung in der Domschatzkammer bietet mit der Präsentation verschiedener Scheiben aus dem Christusfenster nun die einmalige Gelegenheit, die prachtvollen Glasmalereien aus nächster Nähe zu betrachten. Zudem gibt sie einen Einblick in die Arbeit der Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte und zeigt nebenBeispielen heutiger Konservierungs- und Dokumentationspraktiken verschiedene Techniken der Glasmalerei, darunter die Verwendung von Silbergelb, das auf diesen Scheiben besonders vielseitig eingesetzt wurde.
In der Ausstellung der Domschatzkammer sind folgende originale Glasbilder des Christusfensters aus nächster Nähe zu sehen: Die Verklärung auf dem Berge Tabor, Christus im Haus des Simon von Bethanien, Christus und die Samariterin sowie die Auerweckung des Lazarus. Am 15. August werden drei Scheiben ausgewechselt, so dass vor dem Wiedereinbau des Fensters mehrere Szenen gezeigt werden können. Zudem werden in weiteren Vitrinen die durchgeführten Restaurierungsarbeiten vorgestellt und der Entstehungsprozess einer Glasmalerei veranschaulicht.